Energiewendelabor Ketzin beteiligt sich am Ideenwettbewerb Reallabore der Energiewende
09.04.2019

Mit der Abgabe der Projektskizze zum Energiewendelabor (EWL) Ketzin hat sich ein von der E.DIS angeführtes Konsortium um eine Förderung im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des Bundeswirtschaftsministeriums beworben. Am 4. April wurde die Skizze im Rahmen des „Ideenwettbewerbs Reallabore der Energiewende“ fristgerecht eingereicht. In dieser Abgabe gipfelt eine Phase intensiver Zusammenarbeit der beteiligten Partner über die letzten Monate und Wochen.
Mit dem Förderinstrument der Reallabore werden zentrale Herausforderungen der Energiewende in Deutschland adressiert. Es geht um nicht weniger als einen tiefgreifenden Umbau des Energiesystems unter Einbeziehung aller Erzeugungs- und Verbrauchssektoren. Zentrales Ziel ist die Dekarbonisierung (CO2-Reduzierung) nicht nur im Stromsektor, sondern auch im Wärmemarkt, im Verkehr sowie in industriellen Prozessen. Diesen Herausforderungen stellen sich die Projektpartner im EWL Ketzin mit einem ganzheitlichen Ansatz zur Erprobung und Weiterentwicklung innovativer Lösungen der Energieerzeugung, Energiespeicherung, Energieumwandlung und Energieverteilung. Neben der E.DIS mit ihren Tochterunternehmen E.DIS Netz, e.distherm und e.disnatur ist die GASAG mit Ihrem Tochterunternehmen NBB als industrieller Partner an Bord. Beteiligte Forschungsinstitute sind das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, das Reiner Lemoine Institut und das Geoforschungszentrum Potsdam. Darüber hinaus sind die BTU Cottbus und die HTW Berlin als Hochschulpartner im Konsortium.
Der Standort Ketzin unweit Berlins und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Nauener Platte, einem der größten Erzeugungsstandorte für Windstrom, ist hervorragend geeignet, um den Herausforderungen der Energiewende zu begegnen. Der Standort ist infrastrukturell gas- wie stromseitig sehr gut erschlossen. Eine weitere Besonderheit ist die Historie als Aquifer-Gasspeicher, der hier bereits seit den 60er Jahren betrieben wurde sowie als Forschungsstandort der Gasspeicherung. Daran wollen die Konsortialpartner nun anknüpfen und unter Einbeziehung bestehender regenerativer Erzeuger (Windkraft, Biogas, Photovoltaik) den Standort zu einem Energiewendelabor ausbauen. Hier sollen Speicherlösungen von der Kurzzeitspeicherung über Batterielösungen bis zur Langzeitspeicherung im bestehenden Aquifer erforscht und weiterentwickelt werden. Zudem sollen durch die Errichtung einer Power-to-Gas-Anlage die bestehenden Überschüsse an „grünem Strom“ nutzbar gemacht werden für Anwendungen im Bereich der Wärmeversorgung sowie im Verkehrssektor.
Im EWL soll darüber hinaus auch herausgearbeitet und Überzeugungsarbeit geleistet werden, wie die regulatorischen Rahmenbedingungen künftig gestaltet werden müssen, damit tatsächlich sektorenübergreifend die Energiewende in Deutschland zum Erfolg wird. Denn unter den aktuellen gesetzlichen Vorgaben ist die Erzeugung und Anwendung per Elektrolyse erzeugter „grüner Gase“ (Wasserstoff, Biomethan) nicht wettbewerbsfähig im Vergleich zu den CO2-belasteten fossilen Alternativen. Dass aber technologisch sehr wohl bereits Lösungen bestehen bzw. kurzfristig entwickelt werden können, wollen die Konsortialpartner in dem zunächst auf fünf Jahre angelegten Reallabor aufzeigen. Dabei ist das Projekt so angelegt, dass die hier entwickelten Lösungen einerseits an diesem Standort perspektivisch deutlich ausgebaut werden können. Andererseits könnte Ketzin dann quasi als Blaupause für Lösungen an weiteren Standorten an relevanten Schnittstellen der Energieverteilung dienen.
Ein großes Anliegen der Partner ist die Akzeptanz der Energiewende allgemein und der konkreten Lösungen vor Ort. „Daher soll mit dem Energiewendelabor auch ein Forum geschaffen werden, an dem die heute bereits bestehenden Energielösungen sowie die Herausforderungen der Energieversorgung Zukunft aufgezeigt und erlebbar gemacht werden,“ betont E.DIS-Projektleiter Energiewendelabor, Thomas Borchers. „Dazu wollen wir nicht nur Forscher, Politiker oder Wirtschaftsvertreter, sondern auch alle interessierten Bürger herzlich einladen. Schließlich kann die Energiewende nicht durch einzelne Unternehmen, Institute oder Hochschulen, sondern nur durch Akzeptanz und Unterstützung in der Gemeinschaft gemeistert werden. Daher planen wir auch im Rahmen der Projektarbeit lokale und regionale Partner einzubinden.“