E.DIS testet Batterie-Speicher im Mittelspannungsnetz
24.09.2020

Um die Integration erneuerbarer Energien im Stromnetz weiter voranzutreiben, beteiligt sich E.DIS an einem Forschungsprojekt der Europäischen Union (EU).
E.DIS beteiligt sich an dem europäischen Forschungsprojekt IElectrix zur verbesserten Integration von Grünstrom. IElectrix ist Teil des größten Forschungs- und Innovationsprogramms der EU, Horizon 2020. Die technische Leitung des dreieinhalb Jahre laufenden Projektes IElectrix hat E.ON übernommen.
Unter der Projektbezeichnung „moew.e“ (mobile energy with E.DIS) wird der regionale Energiedienstleister in Friedland, Mecklenburg-Vorpommern, smarte Schnittstellen, ein Netzanschlusskonzept für mobile Speicher sowie ein mobiles Stromspeichersystem testen. Aus dem Projekt werden bis zum Jahr 2022 Testergebnisse über die Möglichkeiten einer intensiven Nutzung regenerativ erzeugten Stroms in unmittelbarer Umgebung der Erzeugungsstätte erwartet. Damit verbunden ist die Erwartung der Netzexperten, dass mit dieser Technologie die temporäre Lücke zwischen den geplanten Netzausbaumaßnahmen und der Umsetzung der Maßnahmen überbrückt werden kann.

Am 24. September d. J. nahm E.DIS Vorstandsvorsitzender Dr. Alexander Montebaur in Friedland in Anwesenheit zahlreicher Gäste aus Politik und Wirtschaft die Anlage feierlich in Betrieb. „Im Forschungsprojekt moew.e zeigt E.DIS, wie ein mobiles Speichersystem helfen kann, zwischen der geplanten Netzverstärkung und der Realisierung des Netzausbaus Zeit zu gewinnen. Durch Einsatz dieses Batteriespeichers soll untersucht werden, ob zwischenzeitlich Abregelungen von Anlagen für regenerative Energieerzeugung reduziert und weitere Energieerzeuger aus diesem Segment an das Netz angeschlossen werden können. Das Speichersystem trägt sowohl zur Versorgungssicherheit als auch für eine stärkere Nutzung lokal erzeugter erneuerbarer Energie bei“, so Alexander Montebaur in seinem Statement.
Im östlichen Mecklenburg sind in den vergangenen Jahren große Erzeugungskapazitäten zur Nutzung der Wind- und Sonnenenergie entstanden. Mit Blick auf die derzeitigen Netzkapazitäten wird E.DIS damit vor großen Herausforderungen gestellt. Verursacht durch die volatile und hohe Einspeiselast aus Anlagen der regenerativen Energieerzeugung, bewegt sich das Stromnetz der Testregion zunehmend an der Überlastungsgrenze.
Ein langwieriger und stetig komplexer werdender Planungs- und Genehmigungsprozess macht den Netzausbau äußerst zeitintensiv. Innovative und dezentrale Energiespeicher-systeme sollen interemsweise dieses Zeitfenster überbrücken helfen. Bei einem positiven Testergebnis könnten erneuerbare Energien zukünftig wesentlich schneller und mit einer signifikant höheren Effizienz an das Netz angeschlossen werden.
Der innovative Lösungsansatz, den E.DIS nun im europäischen Verbund mit Partnern aus Industrie und Forschung in Friedland umsetzen wird, verfolgt das Ziel, eine stetig größer werdende Strommenge in der Region, in der sie produziert wird, auch zu nutzen.
Ein weiterer Aspekt des Tests ist die weitere Verbesserung der Versorgungssicherheit. Die E.DIS-Experten testen in diesem Zusammenhang die Wirkung der Batterie bezogen auf mögliche Übertragungsengpässe an dem 110-kV-Transformator im Umspannwerk Friedland. Dazu wird die selbstständige und aktive Kommunikation zwischen Batteriesystem und Transformator im Umspannwerk Friedland genutzt. Ein neu entwickelter Algorithmus sendet beim Erreichen des Übertragungsgrenzwertes des Transformators ein Signal zur Energiespeicherung an das Speichersystem. Gelingt der Nachweis, dass Batteriespeicher sich aktiv und selbstständig an dem Engpassmanagement in Verteilnetzen einbinden lassen, könnten derartige geregelte Speichersysteme zukünftig einen signifikanten Beitrag zur Reduzierung von Abregelungsmaßnahmen von Grünstromanlagen leisten. Des Weiteren werden die Daten und Erkenntnisse dieser technischen Lösung dafür genutzt, um in einem Netzmodell die Erhöhung der Wirksamkeit durch den Anschluss weiterer dezentraler Speicher im Verteilnetz nachzuweisen. Das mit den Erkenntnissen des Testprojektes angepasste Netzmodell wird die Planungsingenieure in die Lage versetzen, den Einsatz weiterer Speicher auf die Abregelungsmaßnahmen konkret zu bewerten, idealerweise eine spürbare Reduzierung nachzuweisen, und Rückschlüsse auf zukünftige Netzverstärkungsmaßnahmen zu ziehen.

Umgekehrt, wenn die EEG-Einspeisung wieder sinkt, beginnt unmittelbar die Stromabgabe aus der Batterie. Die neue Transformatorstation mit einem integrierten Batteriespeicher, bestehend aus einem Mittel-/Niederspannungstransformator, einem 1.000-kWh-Lithium-Ionen-Batteriespeicher und der entsprechenden Steuertechnik, könnte mit am Tag gespeicherten Solarenergie in der Nacht ca. 200 Haushalte versorgen.
Die Ausstattung des Systems mit den genannten Funktionen stellt eine netz- und engpassorientierte Betriebsweise dar. Parallel fördert es die lokale Nutzung erneuerbarer Energien für die Energiegemeinschaften in unmittelbarem Produktionsumfeld.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Testphase des mobilen Speichers ist der Einfluss auf die Systemstabilität. Aufgrund der sinkenden Anzahl der Kraftwerke im komplexen Stromnetzsystem geht auch die „rotierende Trägheit“ für die Systemstabilität verloren. Mobile Speicher sind in der Lage, diese „rotierende Trägheit“ nachzubilden und könnten u. U. dadurch einen wichtigen Beitrag zu Systemstabilität leisten.
Die Techniker der E.DIS wollen mit dem umfangreichen Test in Friedland auch den Nachweis erbringen, dass mit mobilen Speichersystemen die Flexibilität im Verteilnetz gewonnen werden kann, die für den Planungs- und Realisierungsprozess von Netzausbaumaßnahmen notwendig ist.
Das Friedländer Forschungsprojekt wird zu etwa 2/3 von der Europäischen Union gefördert. Parallel werden ähnliche Projekte auch in Österreich und Ungarn gestartet.
Weiteres zur E.DIS:
Die E.DIS AG mit ihrer Tochter E.DIS Netz GmbH ist einer der größten regionalen Energienetzbetreiber Deutschlands und betreibt in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf einer Fläche von 35.500 Quadratkilometern ein rund 79.000 Kilometer langes Stromleitungsnetz.
Hinzu kommt im östlichen Landesteil Mecklenburg-Vorpommerns und im Norden Brandenburgs auf einer Fläche von 9.770 Quadratkilometern ein ca. 4.700 km langes Gasleitungsnetz.
In Fürstenwalde/Spree, Demmin und Potsdam befinden sich die drei großen Standorte des Unternehmens mit den wesentlichen zentralen Funktionen.
Darüber hinaus arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von über 40 Standorten aus für eine zuverlässige Energieversorgung von Privat- und Gewerbekunden, Industrieunternehmen und Kommunen in der Region.
Mit ca. 2.500 Mitarbeitern einschließlich rund 150 Auszubildenden ist die E.DIS-Gruppe einer der größten Arbeitgeber in den neuen Ländern.
Kommunale Anteilseigner sind mit rund einem Drittel an E.DIS beteiligt.
Zukunft beginnt zusammen.
TV-Beitrag zur Inbetriebnahme:
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Fotos: E.DIS, zur freien Verwendung